| Pressemeldung | Nr. 067

Jahresakademie des Katholischen Akademischen Ausländer-Dienstes

„Künstliche Intelligenz: Interkulturelle Reflexionen aus Wissenschaft und Kirche“

Gestern (25. April 2024) wurde in Bonn die 37. Jahresakademie des Katholischen Akademischen Ausländer-Dienstes (KAAD) eröffnet. Noch bis Sonntag versammeln sich rund 250 Teilnehmende aus 50 Ländern, um sich aus einer interdisziplinären und interkulturellen Perspektive mit der wachsenden Bedeutung von Künstlicher Intelligenz (KI) zu beschäftigen.

„Angesichts der neuen Technologien und der damit einhergehenden lernenden Maschine muss die Frage danach, was das Mensch-Sein eigentlich ausmacht und wie sich Mensch und Maschine zueinander verhalten, noch einmal neu gestellt werden“, reflektierte Weihbischof Dr. Dr. Anton Losinger (Augsburg), Bischöflicher Beauftragter für den KAAD. „Die Beschäftigung mit den Chancen und Herausforderungen einer derart weltbewegenden facettenreichen technischen Transformation, die so viele Lebensbereiche berührt“, obliege heutigen und zukünftigen Verantwortungsträgern in besonderer Weise. Für die Wissensgesellschaft ergebe sich ein „Gestaltungsauftrag“, der „unsere Verantwortung als Gesellschaft und Rechtsstaat fordert“, erläuterte er in seinem anschließenden Vortrag „Dilemmata in der neuen Form der Wissensgesellschaft: Ethische Reflexionen“.

Auf die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten von KI mit Blick auf die Gesellschaften des Globalen Südens und die Verantwortung, die diesem Einsatz zugrunde liegt, ging Prof. Dr. Jerry John Kponyo ein. Der ehemalige KAAD-Stipendiat ist Mitbegründer des Responsible AI Network Africa (RAIN Africa) und Professor für Informations- und Kommunikationstechnologie an der Kwame Nkrumah University of Science and Technology in Ghana. Er nahm auf grundlegende ethische Fragestellungen Bezug – so müssten bei der Entwicklung von Algorithmen und der Erstellung von Datensätzen „gerechte und konkrete Vorhersagen und Lösungen“ gewährleistet werden, um zu verhindern, „dass bestehende soziale Vorurteile gegenüber bestimmten Gruppen von Menschen durch KI unwissentlich gefördert werden“, resümierte Prof. Kponyo.

„Zwischen den Ländern des Globalen Nordens und des Globalen Südens gibt es große Unterschiede in der Wahrnehmung von Risiken und potenziellem Nutzen der KI“, unterstrich KAAD-Generalsekretärin Dr. Nora Kalbarczyk. Diese Unterschiede sowie neue Perspektiven und Herangehensweisen im Diskurs über den Einsatz von KI herauszuarbeiten, sei eines der Ziele dieser Jahresakademie. KAAD-Präsident P. Dr. Hans Langendörfer SJ betonte, dass die „menschliche Wachheit, intellektuelle Ernsthaftigkeit und spirituelle Offenheit“, die er im weltweiten Netzwerk des KAAD und insbesondere bei der Jahresakademie erlebe, eine „besondere, nicht selbstverständliche Erfahrung von Kirche in der Welt“ sei. Auf dieser Grundlage ließe sich – mit Papst Franziskus gesprochen – gut fragen, wie KI „in den Dienst der Menschheit und des Schutzes unseres gemeinsamen Hauses gestellt werden kann“.

Am Freitag setzten sich insgesamt fünf thematische Foren mit verschiedenen Anwendungsbereichen von KI auseinander. In ihnen wurde erörtert, ob sie ein „Gamechanger“ für die Entwicklungszusammenarbeit sei, inwiefern KI-generierte Falschmeldungen eine Gefahr für die Demokratie darstellten, welche Möglichkeiten und Herausforderungen sie für Gesundheitssysteme im Globalen Süden bieten und was KI für menschliche Sprache und Kommunikation bedeute. Neben der Wissenschaftsjournalistin Dr. Manuela Lenzen und dem Leiter der Abteilung Neue Medien beim ZDF, Andreas Grün, brachten auch Dr. Theresa Züger, Leiterin der Forschungsgruppe Public Interest AI am Humboldt Institut für Internet und Gesellschaft, Dr. Christian Stein von der Humboldt-Universität Berlin sowie Phidelis Wamalwa vom Institute of Global Health der Universität Heidelberg ihre Expertise ein.

Bis zum Abschluss der Jahresakademie stehen unter anderem noch ein internationaler Festgottesdienst sowie die Verleihung des Preises der KAAD-Stiftung Peter Hünermann an den ukrainischen Kirchenhistoriker Prof. Dr. Oleh Turiy an. Während eines von KAAD-Stipendiatinnen und Stipendiaten getragenen musikalischen Festaktes wird Prof. Turiy am Freitagabend für sein wissenschaftliches und kirchliches Engagement, für seine Bemühungen in der ökumenischen Begegnung in seinem Heimatland und seinen Einsatz für eine demokratische Ukraine gewürdigt.


Hintergrund

Der KAAD e. V. (Katholischer Akademischer Ausländer-Dienst) ist das Stipendienwerk der katholischen Kirche in Deutschland für Postgraduierte, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Ländern Asiens, Afrikas, Lateinamerikas, des Nahen und Mittleren Ostens sowie Mittel- und Osteuropas.

Durch Stipendien, Bildungsveranstaltungen sowie persönliche und spirituelle Begleitung fördert der KAAD seine Stipendiatinnen und Stipendiaten mit Blick auf eine multiplikatorische Tätigkeit in ihren Heimatländern, sodass sie Führungsaufgaben bei der gesellschaftlichen und kulturellen Entwicklung aus sozialer Verantwortung und kirchlichem Engagement wahrnehmen können. Dies geschieht in Kooperation mit Partnergremien und Vereinen ehemaliger Stipendiatinnen und Stipendiaten in diesen Ländern mit dem Ziel einer (wissenschaftlichen) Netzwerkbildung und eines Beitrags zu einer ganzheitlichen Entwicklung, die die religiöse und interreligiöse Dimension einschließt.

Der KAAD ging aus einer Initiative des Katholikentags von Fulda 1954 hervor. 1958 wurde er als gemeinnütziger Verein mit Sitz in Bonn eingetragen. Seitdem wurden ca. 10.600 Stipendiatinnen und Stipendiaten aus siebzig Ländern gefördert.

Weitere Informationen zum KAAD sind unter www.kaad.de verfügbar.

Cookie Einstellungen

Wir verwenden Statistik Cookies um zu verstehen, wie Sie mit unserer Webseite interagieren.

Anbieter:

Google

Datenschutz

Matomo

Datenschutz

Diese Cookies sind für den Betrieb der Webseite zwingend erforderlich. Hier werden bspw. Ihre Cookie Einstellungen gespeichert.

Anbieter:

Deutsche Bischofskonferenz

Datenschutz